1. Jahrhundert - Errichtung eines ersten Holz-Erde-Lagers
In den Regierungsjahren der beiden Kaiser Augustus und Tiberius waren in der neu geschaffenen römischen Provinz Pannonien drei Legionen stationiert, die nicht nur die Kontrolle des Gebietes zur Aufgabe hatten, sondern auch die benachbarten Markomannen im Auge behalten sollten. Eine dieser Legionen war die Legio XV Apollinaris, die am Übergang der Bernsteinstraße über die Donau in Carnuntum stationiert wurde. Damit wurde erstmals das Donauufer selbst von den Römern militärisch besetzt. Aufgrund der wachsenden militärischen Bedeutung der Provinz wurden unter Kaiser Claudius erneut Truppen an andere bedeutende Übergangsstellen an der Donau positioniert, unter anderem auch in Vindobona. Das Legionslager in Carnuntum wurde zu dieser Zeit schon in Steinbauweise errichtet.
Mit den Flaviern Vespasian, Titus und Domitian, 69 bis 96 n. Chr., begann eine neue Ära in der römischen Grenzverteidigung, die sich vor allem an einer intensiven Lagerbautätigkeit am österreichischen Limes erkennen lässt. Nun entstand eine ganze Reihe von neuen Holz-Erde-Befestigungen, zum Beispiel die Kastelle von
* Mautern an der Donau (Kastell Favianis),
* Traismauer(Kastell Augustianis),
* Zwentendorf an der Donau(Kastell Asturis),
* Tulln an der Donau(Kastell Comagena) und in
* Zeiselmauer-Wolfpassing (Kastell Cannabiaca).
Dieser Wendepunkt in der Geschichte des Donau-Limes wurde durch die Kriege des Domitian gegen Chatten, Markomannen, Quaden und Sarmaten (Jazygen) in den 80er und 90er Jahren des 1. Jahrhunderts (bellum Germanicum et Sarmaticum) ausgelöst. Die Ergebnisse zwangen Rom zu einer erheblichen Vergrößerung der Truppenkontingente in Pannonien und zu einer dichteren Besetzung der Donaugrenze. Die dafür benötigten Einheiten wurden dem Rheinheer entzogen. In diesem Zusammenhang wurde Carnuntum stärker befestigt und eine neue Hilfstruppeneinheit, die ''ala I Flavia Augusta Britannica'', in Vindobona stationiert. An der linken Flanke von Vindobona wurde das Auxiliarlager von Kastell Klosterneuburg errichtet.
Zwischen etwa 85 und 96 n. Chr. muss auch das erste römische Holz-Erde-Lager im heutigen Schwechat errichtet worden sein. Solche simplen Erdkastelle konnten relativ rasch gebaut werden, ihre Wehranlagen bestanden aus einem tiefen und breiten Spitzgraben sowie einem mit Aushubmaterial aufgeworfenen Erdwall, der an der Außenseite zusätzlich mit zugespitzten Holzpfosten verstärkt und mit Holzpalisaden als Brustwehr versehen war. Auch die Innenbauten und Toranlagen waren aus Holz. Dieses erste Lager wurde am westlichen Ufer des Schwechat-Mühlbachs (heute zugeschüttet und öffentliches Bad von Schwechat) gebaut, ungefähr im Bereich der Kreuzung Gladbeckstraße und Brauhausstraße.